Samstag, 17. September 2016

Tag 31: Lancaster County und die Amish

Um so einen coolen Ausflug zu machen, wie wir ihn heute erlebt haben, muss man natürlich eins: sehr früh aufstehen. Durch meine letzen Erfahrungen mit dem tückischen Wetter in der Früh, packte ich mich schön warm ein. Während alle anderen mit dünnen Westen neben mir standen, trug ich meine schwere Lederjacke. Die Lederjacke hätte ich nicht wirklich gebraucht, aber die spanische Studentin hat sich über den Deckenersatz im kühlen Businneren gefreut.

Rund 3 einhalb Stunden ging es dann Richtung Süden. Während die meisten schliefen, plauderte ich mit unserem Kletterfreund und ich half ihm ein bisschen beim Deutschlernen. Nach einem kurzen Frühstücks-Zwischenstopp und einer kurzweiligen Irrfahrt erreichten wir endlich unser Ziel für heute: Lancaster County. Wir wurden von einem freundlichen Tour-Guide empfangen, die uns zu erst einen typischen amishen Einzimmer-Klassenraum zeigte (allerdings nur ein Nachbau). Als erstes fielen mir die winzigen Tischchen und die Tafeln mit Korrent-Buchstaben auf. Unser Guide erzählte und davon, dass alle amischen Kinder von der ersten bis zu achten Klasse gemeinsam in einem solchem Raum Unterricht hatten. Unterrichende Fächer waren unter anderem Arithmetik, Hochdeutsch (nicht zu verwechseln mit Pennsylvania Dutch, das Amish als Muttersprache sprechen), Englisch, Geografie und Geschichte. Nach der achten Klasse, endete die Ausbildung und sie gingen entweder in die Landwirtschaft, eröffneten ein Gewerbe als Handwerker oder arbeiteten für Amerikaner (die von ihnen als "The English" bezeichnet werden).

So in etwa sieht wohl ein Ein-Raum-Klassenzimmer der Amish aus. 

Nach einem leckeren Buffet nach amisher Küche (Mh! Hat ein bisschen wie nach Hause geschmeckt), fuhren wir mit unserem Bus und unserem Guide kreuz und quer durch die amishen Ländereien. Sie klärte uns nicht nur über die verschiedene Tracht, und was sie aussagt, auf, sondern auch über andere Gepflogenheiten. Beispielweise glauben alle Amish, dass sie vor Gott gleich sind, weswegen sie keinen Schmuck und die übliche Tracht tragen. Auch über Rumspringa – das Ritual, indem junge Amish die weite Welt erkunden können um sich schlussendlich für oder gegen den Glauben entscheiden zu können – wurde uns näher erklärt.

Kleine Hundewelpen –
wer kann da schon widerstehen?
Viele verschiedene Gefährte wie Buggies (typisch amishe Kutschen) oder offene Kutschen mit Miniaturpferden passierten uns, wir sahen Traktoren mit Stahlrädern und allerhand Pferde, Schafe, Kühe und sogar einige Rehe. Auf unserer langen Busfahrt machten wir ein paar Stopps, wie beispielweise einen netten Laden mit allerlei Quilts (kunstvoll zusammengenähten Stoffstücken), Holzwaren und Lebensmittel. Und einen kleinen Bauernhof, in dem wir uns die Milchkühe, Pferde und die frischgeborenen Welpen anschauen und berühren durften. Wir unterhielten uns sogar mit einem Amish auf Deutsch! Ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Art Dialekt verstehen könnte, aber es war eigentlich gar nicht so schwer. Auch einen kleinen Laden mit handgemachten Quilts und anderen kleinen Stofftieren konnten wir bestaunen. Besonders gefiel mir der Quillow (ein Mischwort aus Quilt und "Pillow", zu Deutsch, "Polster"). Er sah wie ein ganz normaler Polster aus, doch die Füllung war in Wahrheit eine Decke! Hätte ich mehr Zeit zum Entscheiden gehabt, hätte ich mir sicher einen Quillow gekauft.

Nach diesem aufregenden, interessanten, aber auch anstrengenden Tag, war die Busfahrt umso ruhiger. Die Zeit verging diesmal wesentlich schneller, denn vor lauter neuen Eindrücken und Wahrnehmungen, war ich ganz überwältigt eingeschlafen (so, wie viele andere auch). Erst als wir einen kurzen Zwischenstopp für ein Abendessen machten, wachte ich wieder auf. Schlussendlich erreichten wir wieder unseren Ursprungsort. Eigentlich hatte ich noch etwas für den Abend geplant gehabt, doch nachdem ich mühsamst meinen Blog aktualisiert und noch schnell ein Quiz gemacht hatte, war ich bereits reif für's Bett.

Ein ganz normaler Traktor? Nein, denn wer genau schaut, erkennt dass die Reifen aus Stahl bestehen!
Überall konnte man am Straßenrand solch kleine Verkaufsstände bestaunen.
Fun-Fact: Bei dem Geruch von frischem Heu, Jauche und Tieren fühlte ich mich unheimlich stark an zu Hause erinnert. 

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